Entstehen lassen, oder groß planen?
„Laß`uns einfach mal losfahren und gucken was kommt!“, sagt Blanke Rolle an diesem Vormittag und wir fahren los. Ohne Plan, ohne feste Absicht – einfach los…
Wir Stranden an der Südküste. Lassen uns treiben.
Entdecken seltene Strandkräuter, bauen Türme aus Steinen und philosophieren über das Meer, das Feuer und darüber, ob die Netze da draußen im Meer für den Fang von Steinbutten aufgestellt wurden.
Die Zeit fliesst ohne Takt. Der Kopf leert sich. Alles was vor zwei Stunden noch so wichtig erschien, hat sich aufgelöst. Treibenlassen. Leben im Leben.
Auf dem Rückweg stossen wir an der kleinen Landstrasse auf ein Schild: „Loppemarked“ / Flohmarkt. Wir stoppen, gehen in das alte Haus und es öffnet sich uns ein unglaublicher Raum voller Instrumente, Skulpturen und Vintage-Klamotten.
Gitarre. Wann hatte ich zum letzten Mal eine Gitarre in der Hand?
Ich nehme einer der Gitarren in die Hand. Zu meiner Überraschung ist sie gestimmt und es dauert nur ein paar Sekunden und ich bin verzaubert von ihrem Klang.
Der Preis ist schnell verhandelt.
„Oh, wow!, du hast eine Gitarre gekauft!“, begrüßt Steffi mich, als ich mit dem Instrument in der Hand am Abend von unserer Tour zurückkomme.
Als ich dann auf der Terrasse sitze und meine eingerosteten Finger wieder mehr und mehr frei spiele, wird mir bewußt, was wir uns und an diesem Tag geschaffen haben: einen Raum in dem Dinge enstehen können, in dem das unerwartete passieren kann- ohne Plan, ohne Absicht.
Das ist so wertvoll und so bereichernd, dass ich mir vornehme, mir mehr solcher Räume zu öffnen. Und wenn es kein ganzer Tag ist, dann sind es vielleicht ein, oder zwei Stunden – jeden Tag. Es ist der Raum in dem etwas ganz besonderes entstehen kann, etwas überraschendes.
Der Raum, in dem mich das Leben selbst umarmt, weil ich alle Pläne und Vorgaben einfach loslasse, nicht an etwas festhalte, sondern mich hingebe.
Lebe.
Ich wünsche dir einen Sommer voller Momente, in denen du dich treiben lassen kannst.
Herzliche Grüße von der Insel
Udo